Gerhard Rühm
1930 in Wien geboren, studiert Gerhard Rühm ursprünglich Klavier und Komposition, entwickelt mit Hans Kann eine geräuschsymphonie und die ein-ton-musik. 1954 gründet er mit H. C. Artmann und anderen die Wiener Gruppe, in der er erstmals Lautpoesie und visuelle Lyrik vorstellt. 1964, nach Auseinanderbrechen der Gruppe und aufgrund seiner Radikalität durch ein Publikationsverbot in Österreich behindert, geht er nach Deutschland, wo er sich zunächst in Berlin und ab 1975 in Köln niederlässt. 1972 wird Rühm als Dozent, später als Professor für Freie Grafik an die Kunsthochschule Hamburg berufen (bis 1995). Bis Ende der 1960er Jahre ist er überwiegend durch Buchveröffentlichungen experimenteller Poesie präsent. Schon seine ersten lautgedichte bezeichnet er als intermediale Arbeit, mit der er die Dichtung in Richtung bildender Kunst (visuelle Poesie) sowie ins Musikalische (auditive Poesie) entwickelt. Als bildender Künstler schafft Rühm automatische Zeichnungen und visuelle Musik (von Liednotationen unterlegte Musikgrafiken), die vielfach ausgestellt werden – u.a. im Stedelijk Museum, auf der documenta 1977 und 1987, in der Schirn Kunsthalle, auf der Biennale von Venedig 1997, im ZKM Karlsruhe.