Thomas Baumgärtel – Bananen überall
Rheinberg am Niederrhein, 1983: Katholisches Krankenhaus, von der Wand gefallenes Kruzifix, Kreuzigung einer Bananenschale: ein Schlüsselerlebnis, das den Zivildiener Thomas Baumgärtel zum Kunststudium veranlasst. An der Hochschule angehalten, Früchtestillleben zu malen, hat sich bei ihm – die akademische Malermentalität überwindend – alsbald das sortenreine Motiv der Banane herausgeschält. 1986, in einer Nacht- und Sprühnebelaktion, setzt Baumgärtel seine ersten Bananengraffiti an die Galerienportale im Belgischen Viertel Kölns. Heute markiert seine Banane an die 6000 Kunstorte zwischen Moskau und New York. Ein Langzeitkonzept, das Dr. Reinhold Mißelbeck vom Museum Ludwig Köln 1995 als „die größte dadaistische Aktion in der Kunstgeschichte“ bezeichnet hat.
Angesichts drohender Strafanzeigen anfangs nur unter dem Pseudonym „Bananensprayer“ aktiv, nimmt Thomas Baumgärtel seit Ende der 80er Jahre am internationalen Ausstellungsbetrieb teil. Mit ironischer Referenz an seine ehemaligen Professoren produziert er heute auch „Früchtebilder“ in Acryl auf Leinwand; doch das, was wie überdimensionale Äpfeln, Birnen oder Zitronen aussieht, setzt sich aus vielen kleinen Bananenformen zusammen. Baumgärtel „malt“ mit Schablonen. In der von ihm als „Bananenpointillismus“ bezeichneten Technik entstehen ab 1994 die Bilderzyklen „Die alten Meister und die Banane“ und „Nie wieder Krieg – nur noch Bananen“ oder Motive wie Clinton und Kohl, Kölner Dom und World Trade Center (1996).
Die Banane ist für Thomas Baumgärtel Grundelement, Werkzeug, manchmal auch Waffe – aber eine, die er mit entwaffnendem Humor einsetzt, wenn er zum Beispiel Kunstkäufer per Bananen-Pin zum Kunstwerk adelt („Jeder Mensch ist ein Kunstwerk“, 1997), mit einer vier Tonnen schweren Bananenskulptur das Portal des Kölner Domes zu rammen scheint („Wir lieben die Hohe Kirche“, 1998) oder damit das Brandenburger Tor penetrieren möchte (“Wir lieben die Vereinigung”, inicht realisiert).